Mittwoch, 10. Juni 2009

Barra Grande, die Wanderung zum Barra de Tijuipe und viele Kinder

Dieser Blogeintrag ist schon fast 3 Wochen alt, aber trotzdem...

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Hallo ihr!

Waehrend es bei euch immer schoener und sommerlicher wird sind meine heissen Tage hier gezaehlt. Langsam haelt der „Winter“ Einzug. Zwar kann man es nicht wirklich als Winter bezeichnen, aber ein deutlicher Temperatunterschied zu den Hochsommermonaten Januar und Februar ist spuerbar. Verwoehnt von diesen Temperaturen, bei denen Kleidung eigentlich nur aus moralischen Gruenden getragen wird, zittern wir jetzt wie die Einheimischen und beschweren uns lauthals ueber uebermaessigen Regen und kalten Wind. Wenn ich bedenke, dass es sich geringstenfalls um 18 oder 20 Grad handelt friert es mich aber umsomehr bei dem Gedanken an den kalten deutschen Winter.
Mit Erstaunen stelle ich fest das mein Auslandsjahr schon fast gelaufen ist. In 4 Wochen sind schon wieder Schulferien. In denen habe ich sogar 3 Wochen freibekommen, die ich nutezn moechte um nach Porto Seguro (dort wo im Jahre 1500 das erste portugiesische Schiff in Brasilien landete) und nach Rio de Janeiro reisen. Am 11. Juli muss ich dann in der Schule wieder antanzen um Besucher mitzubetreuen und Sachen vorzubereiten, bis am 18. Juli der Unterricht wieder losgeht. Anfang August kommen dann die naechsten Freiwilligen an, wieder 3 Stueck, und am 12. August geht auch schon mein Rueckflug von Salvador nach Frankfurt. Mhh......
Aber was ist so passiert in letzter Zeit?
Ueber den 1. Mai waren wir in Barra Grande. Ein kleines Doerfchen auf einer wunderschoenen noch relativ naturbelassenen Halbinsel, die als touristischer Geheimtipp gehandelt wird. Das ist Luftlinie ungefahrt 80 Kilometer von Serra Grande entfernt aber wir haben fuer Hin- und Rueckfahrt ca. jeweils 7 Stunden gebraucht, weil es keine asphaltierte Direktstrasse gibt (sonst waere die Insel warscheinlich schon von Touristen ueberrannt), sodass wir einen riesigen Umweg mit den langsamen Ueberlandbussen fahren mussten.
Trotzdem wunderschoene Strande, kleine Inselchen und sogar ein guter Nachtleben im vergleich zu Serra. Wenn man von Deutschland aus solch einen 1. Mai-Ausflug machen koennte waere es das absolute Paradies, aber ich kam mir etwas komisch vor, vom eigenen Strand vor der Haustuerm an einen anderen Strand zu fahren nur um Urlaub zu machen.





Flagge Bahias











mit Philipps Brille




Noch eine gute Neuigkeit: Endlich habe ich auch das Gefuehl hier eine wirklich wirklich gute Freundin gefunden zu haben :)...
Nete. Sie ist aus Serra, hat ein anderthalbjaehriges Kind und ich habe ihr angefangen Deutschunterricht zu geben, da sie naechstes Jahr nach Deutschland kommen wird um zu arbeiten. Im Gegenzug versucht sie mir Samba beizubringen, was ich aber ziemlich deprimierend schwer finde (wie das ganze brasilianische Getanze und Gesinge...).


Nete


Einen Sonntag haben wir einfach mal nur mittags bis Sonnenuntergang gegrillt und geredet.


Letztes Wochenende haben wir eine ziemlich anstrengende Wanderung mit ganzen 5 Stunden Wegstrecke zum Barra de Tijuipe gemacht. Eine menschenleere Flussmuendung mit Mangrovensuempfen von der ich schon in einem meiner ersten Blogberichte letztes Jahr geschwaermt hatte. Es war ziemlich anstrengend fuer nur einen Tag, sodass wir beschlossen haben die Tour nochmal zu machen mit Campingaustruestung um uebernachten zu koennen.




Baden im Fluss












unser Rastplatz

zum Glueck war grade keine Flut...


der Weg

Ich freu mich ganz ganz doll ueber die ganzen Spenden die ich von euch bekommen habe... auch wenn ich von manchen Seiten kritisiert wurde, ob dieses ganze Projekt und meine Arbeit ueberhaupt Sinn macht stehe ich fest dahinter. Ja, es macht Sinn. Sobald mir die Moeglichkeit besteht werde ich auch eine Patenschaft oder mehrere uebernehmen.
Und da ich immer soviel ueber meine kleinen Schuetzlinge erzaehle werde ich sie jetzt einfach mal jede kleine Persoenlichkeit vorstellen.


Clebson, kommt aus einer armen Familie in Serra. Hat neulich beim Essen erzaehlt,dass sein Vater kuerzlich abgehauen ist um mit einer anderen Frau zu leben, was aber nicht so schlimm ist weil seine Mutter auch schon einen neuen Freund hat.. Naja...so ist leider die Situation in vielen Familien hier. Er ist fuer mich das typische brasilianische Kind. Schwarz, lebendig, froehlich und frech, immer am routieren, Capoeira machen und auf Baeume klettern. Er und Gabriel sind beste Freunde, was besonders gut fuer Gabi ist, da er dadurch auch mal auf die Erde zurueckgeholt wird.


Julia, 6 Jahre, wohnt alleine mit ihrer Mutter in Serra, die an der staatlichen Schule unterricht, aber erst vor ein paar Jahren aus Sao Paulo hergekommen ist. Fabiana meinte das sie am Anfang ziemlich „schickimicki“ war, aber mittlerweile ist sie ein ziemlicher Wildfang und manchmal kaum zu baendigen. Sie und Lorena zusammen mischen zur Zeit unsere Gruppe ziemlich auf und es ist viel Arbeit sie zu beruhigen.



Tariq, Sohn einer Kuenstlerin in Serra. Sehr reif und klug fuer sein Alter. Durchschaut schon viele „Erwachsenenangelegenheiten“ und stellt aufmerksame Fragen. Ein Engel. Kommt leider zu selten zum Kindergarten. Hat sich gut mit Justiniano angefreundet.



Justiniano, er ist gerade erst mit seinen Eltern aus Chile hergezogen, wo sein Vater ein sehr bekanntes und erfolgreiches Fotostudio hatte. Sie leben 3 Haeuser neben uns und wir sind sehr gut mit der Familie befreundet. Leider sprechen sie fast nur spanisch, was du Kommunikation sehr unterhaltsam machen kann. So auch Justi, der am Anfang ziemlich schuechtern war auf Grund dieser Sprachbarriere, aber mittlerweile auch sehr ausgelassen ist. Ich habe mich ein bisschen in ihn verliebt... er ist einfach unglaublich lustig und suess und er scheint auch ein bisschen an mir zu haengen. Momentan ist die gesammte Familie leider in Chile um die letzten Angelegenheiten fuer den kompletten Umzug zu regeln.



Gabriel, kommt aus einer armen Familie in Serra. Seine Mutter hat als Koechin in der Schule gearbeitet, wurde aber auch Anfang des Jahres entlassen. Gabi ist ein typischer „Grosskopf“ (erinnert ihr euch an den Salvadorbericht und das Waldorfseminar im November?). Er scheint auf einem anderen Stern in seiner eigenen Welt zu leben. Es ist unglaublich schwer ihn fuer eine Arbeit oder Aktivitaet ueber einen laengeren Zeitraum bei der Sache zu halten, was nicht heisst das er nicht gerne hilft oder teilnimmt. Ich mag ihn sehr gerne und des oeftere ist es sehr lustig mit ihm.



Michele, 3 Jahre. Ahhh sie ist einfach nur zu goldig! Kommt wahrscheinlich aus der aermsten Familie ganz Serra Grandes. Wohnt bei der Oma, weil die Mutter es nicht schafft sich um sie zu kuemmern. Was jetzt schon mehrmals bei ihr zu Hause. 3. Welt-Verhaeltnisse. Holzhaus mit Boden aus Erde. Winzig fuer mehrere Personen und einen Haufen von Kindern. Anstatt eines Klos gibt es nur ein Loch im Boden. Immer wenn ich dort bin kommt eine schreiende Kinderhorde an und umarmt meine Beine und erklaert das sie mit mir kommen wollen zur Schule... Die Muetter oder ggf. die Oma vernachlaessigt die Kinder ziemlich und von Erziehung haben sie ganz ehrlich nicht viel Ahnung (wie auch..?). Schlagen und Schreien sind die gaengigen Methoden. Sao tuen mir in erster Linie die Kinder leid. Im Kindergarten macht sich diese magelhafte Erziehung dann besonders bemerkbar. Michele ist wie ein wildes Kind. Sie schlaegt und spricht wann ihr beliebt. Isst mit den Fingern, stopft sich soviel in den Mund bis alles wieder rausfaellt. Einmal ist sie sogar beim Essen aus dem Fenster gehuepft nur um draussen zu pullern, obwohl drinnen das richtige Klo gewesen waere. Insgesammt also viel viel Arbeit. Aber besonders fuer diese Kinder ist der Besuch des Kindergartens notwendig um elementare Manieren oder moralisches Verhalten vorgelebt zu bekommen und selbst zu lernen.






Caetano, 4 Jahre. Sohn der ehemaligen Handarbeitslehrerin, die jetzt nur noch Gelegenheitsarbeiten hat und oft deswegen nicht zu Hause sein kann. Ja Caetano, wegen ihm bin ich ja eigentlich im Kindergarten, aber mit meiner Arbeit mit ihm bin ich momentan nicht so zufrieden. Oft kann ich ihm nicht genug Aufmerksamkeit geben, da diese von anderen Kindern in Ansprcuh genommen wird. Er traegt immer noch Windeln, hat sich zwar phyisch und sozial sehr gut entwickelt in den letzten 9 Monaten, aber in dieser „Ins-Toepfchen-machen-Sache“ ist einfach kein Fortschritt zu sehen, was mich entmutigt. Ansonsten wird er immer lebendiger, rennt umher, streitet sich schon mit den anderen Kindern und erklaert energisch der er auch beim Essenmachen helfen will.



Lorena, 6 Jahre. Kommt aus einer mittelstaendigen Familie in Serra. Sehr sehr aufgeweckt und ziemlich draufgaengerisch und auch des oefteren provokant. Zu loben sind ausserdem ihre Schauspielerischen Faehigkeiten ;) Trotz allem ist sie mit den richtigen Mitteln sehr begeisterungsfaehig.

Lucia-Helena. Kommt aus einer armen Familie. Am Anfang recht schwierig als ihr ziemlich problematischer Bruder noch im Kindergarten war, aber jetzt ein Engel.Hilft sehr gerne. Verlangt oft nach der Aufmerksamkeit von mir und Fabiana, will mir die Haare kaemmen etc. Brauch einen Paten, da die Familie das Schulgeld nicht bezahlen kann.



Sofia. 3 Jahre. Tochter einer Klassenlehrerin. Fuer ihr Alter sehr erwachsen, klug und verstaendnisvoll. Wenn ihr eine Sache nicht passt kann sie ein riesiger Dickkopf sein und laesst sich nur schwer etwas vorschreiben, das ist aber fast nie der Fall da sie sich im Kindergarten sehr wohlfuehlt und gut integriert ist.
Ludimila, 4 Jahre, aus einer armen Familie in Serra. Ist oft mit im Haus von Michele. Auch so ein wildes Kind, nur etwas „schlagkraeftiger“. Am ersten Tag hat sie glaub ich allem und jedem im Kindergarten eine verpasst und ziemliche Verwuestung hinterlassen, aber eigentlich ist sie nur unglaublich aufmerksam- und liebesbeduerftig. Mittlerweile ist sie schon viel besser. Sie ist sehr anhaenglich, will einen immer umarmen und auf dem Schoss sitzen. Heute ist sie mitten beim Zeichnen in all dem Laerm auf meinem Schoss eingeschlafen. Ich mag sie sehr.


Jetzt fehlen mir nur die Bilder von Eliana und Cleton. Aber ich lade den Text trotzdem schonmal hoch :)
Cleton, 3 Jahre. Kleiner Bruder von Clebson (es ist sehr schwer im Getuemmeln einen der Brueder mit den richtigen Namen zu rufen...). Erst seit kurzer Zeit dabei. Macht alles was die anderen auch machen. Hilft gerne. Sehr suess.
Eliana, 6 Jahre, lebt ein bisschen ausserhalb von Serra, sehr arme Familie. Eliana ist schon ewig im Kindergarten. Ihr Bruder ist Gustavo der auch bei Silvia wohnt. Silvia ist sehr gut mit der Familie befreundet und unterstuetzt sie sehr. Sie ist ein herzensgutes Kind. Hilfsbereit, arbeitswillig, freundlich und gleichzeitig sehr lebensfroh. Waehrend Arbeiten wie Geschirrspuelen, Gartenarbeit, Gemuese schneiden und Aufraeumen bei den anderen Kindern eher paedagogische Funktion haben, ist Eliana eine wirkliche Hilfe. Sie ist sehr gruendlich und gewissenhaft, sodass sie die Arbeiten fast wie ein Erwachsener erledigt.
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Sooooooooo ihr Lieben, wenn es das naechste Mal etwas zu berichten gibt melde ich mich bestimmt puenktlich 3 Wochen danach ;)
Alles Gute
Eure Laura

Dienstag, 9. Juni 2009

Fluege in grossen Linienmaschienen aus Brasilien....

Jaja hab schon wieder so getroedelt... der Blog ist schon seit 2 Wochen fertig, aber ich schaffs immer nicht ihn hochzuladen. Morgen bin ich in Ilheus uns werde versuchen den Blogeintrag endlich online zu bringen!! Dieses verlaengerte Wochenende fluechte ich aus Serra mit Fabiana, ihrem Anhang und Philipp nach Salvador :)
Aja und in meinem E-Mail-Postfach habe ich grad die Flugdaten gefunden.... Ich fliege am 12. August 18:10 in Salvador los, komme 9:50 in Frankfurt an und fliege dann weiter nach Berlin, wo ich am 13.08.09 um 12:55 ankomme :D Wer mich abholen moechte muss also noch nicht mal frueh aufstehen!