Montag, 2. März 2009

Reisen

Hallo liebe Freunde der russischen Tanzmusik J
Ein neuer Blogeintrag, nachdem Vorwürfe einer gewissen Person laut wurden ich würde sie nicht an meinem Leben teilhaben lassen. Also lest und habt teil!
Weihnachten. Ja dieses Weihnachten war wohl das bisher komischste meines bisherigen Lebens. Einerseits kommt bei Strand und Sonnenschein nicht grad das deutsche grau-kalte Weihnachtsfeeling auf, andererseits wird das Fest der Liebe von den Brasilianer auch sehr zu einem weiteren Grund zum Party-machen degradiert. Besinnlich mit der Familie zusammensitzen liegt nicht sehr in der Natur der typischen Bahianer.
Der heilige Abend stand also ganz ploetzlich vor der Tuer. Trotz all der wiedrigen aeusserlichen Bedingungen versuchen Philipp und ich doch noch in einem Gewaltakt Besinnlichkeit in unser Haus einkehren zu lassen. Philipp stellte einen praechtigen Palmenzweig im Wohnzimmer auf, den er mit Glitzergirlanden und Leuchtketten schmueckte und ich habe gekocht. Zur Feier des Tages assen wir auch mal an unserem schicken Holztisch im Wohnzimmer und nicht am schon etwas abgewetzten Plastiktisch in der Kueche.
Auf dem Sofa bahrten wir die sehr geringe Zahl an Geschenken auf und es war erstaunlich wie schnell die Bescherung vorbei ging, wo sich in Deutschland der Akt des genuesslichen Geschenke auspackens und bewundern doch immer ueber den ganzen Abend hinzieht.
Schnell war es mit der Besinnlichkeit vorbei als eine Familie aus Brasilia, die wir kennengelernt hatte, hereingelaermt kam und uns zum Uno-Spielen einlud. Wir nahmen an und so ging mein heiliger Abend in Brasilien dann auch zu Ende.
Silvester lag den Brasilianer dann schon wieder mehr. Wir waren bei einer teuren Strand-Party in Itacaré, wo wir bis zum Sonnenaufgang getanzt wurde.
Am 3. Januar ging dann also die grosse Reise los mit Harm, der schon vor Silvester eingetrudelt war.
Zuerst waren wir 5 Tage in Salvador und haben gemaechlich die Touristenattraktionen abgeklappert und sind manchmal auch einfach nur ziellos durch die Stadt gewandelt und haben sie auf uns wirken lassen. Alles in allem war es: sehr heiss, alt, neu, chaotisch, kulturell, rythmusgeladen – einfach die typische Atmosphaere Bahias, die man nur selber vorort spueren kann.
Danach ging es weiter nach Morro de Sao Paulo.Eine Insel die meist die Brasilianer selbst anzieht. Wir sahen wunderschoene Natur - Straende, tolle Schnorchelpletze, rote Klippen – doch nur eins stoerte: Die riesigen Menschenmassen, sodass von der wirklichen Schoenheit der Insel fast nichts mehr zu sehen war. Harm ist dann auch noch in einen Seeigel getreten... Schoen war trotzdem: Pferd mieten und am Strand entlanggaloppieren, Bootsausflug zu unberuehrten Nachbarinseln und natuerlich die roten Klippen. Dort gab es an einer Stelle ganz viel roten Schlamm, der angeblich gut fuer die Gesundheit sein sollte und alle Touristen sich wie kleine Schweinchen drinn suhlen konnten. Das haben Harm und ich auch zu genuege getan. Leider wurde in Canoa spaeter Harms Kamera geklaut/verloren (die geneuen Umstaende sind bis heute unklar), sodass die wunderbaren Fotos dieses Ereignisses verloren gingen.
Der negative Hightlight unseres Aufenthaltes war leider die Rueckfahrt mit dem Catamaran nach Salvador. Niemand warnte uns vor, nichtmal Lonely Planet und so bekamen wir fuer teure 70 Reais den 2-Stuendigen Horrortrip unseres Lebens. Nach ca. 5 Minuten war klar worauf wir uns eingelassen hatten und nach 10 landete das Fruehstueck auch schon im Meer. Insgesammt habe ich mich 8 Mal uebergeben, oder zumindest gab mein Koerper das Signal dazu. Harm ging es fast noch schlechter. Am Ende lag er im einzigen Schatten auf dem Catamaran vor dem Klo, halb ohnmaechtig und ich hing fast weinend ueber der Reling, alle Passagiere um mich herum hilten Sicherheitsabstand. Noch endlos langen 2 Stunden ging dann die Fahrt endlich zu Ende und wir schleppten uns wuetend und voellig entkraeftet von Bord.
Die naechste Nacht blieben wir noch in Salvador zum Ausruhen.
Des weiteren kenne ich jetzt den kaeltesten Ortes ganz Brasiliens: Der Ueberlandbus von Salvador nach Fortaleza. Aber auch das wurde ueberstanden und nach ca. 30 Stunden Reise kamen wir dann endlich in dem beruehmten Ferienort Canoa Quebrada an der Kueste des Bundesstaates Céara an. Harm arbeitet in einem kleinen Fischerdorf das direkt neben Canoa liegt und sich dank eines strengen Bauverbotes von Pousadas seine Urspruenglichkeit erhalten hat. Waerend der gesammten Woche meines Aufenthaltes kamen wir bei der Familie von Harm Freund unter. Ich habe mich schon so wohl wie noch lange nicht gefuehlt. Einerseits weil ich sehr herzlich aufgenommen wurde und endlich mal wieder an so einem richtigen Familienleben teilhaben konnte. Andererseits weil die Landschaft wunderschoen und so ganz anders ist als bei mir. Wir haben viele tolle Ausfluege gemacht. Besonders die Schoenheit der Duenen hat mich sprachlos gemacht. Einmal waren wir auch nachts schwimmen und haben mit Leuchtquallen gespielt. Solche geradezu perfekten Momente – die Millionen Sterne, das Licht des Ortes, welches sich im bewegten Wasser bricht und jede Blase golden scheinen laesst, wenn man mit der Hand durchs Meer gleitet – das sind fuer mich die Momente die dieses Auslandsjahr einzigartig machen und ich nie vergessen werde.
Danke nochmal Harmi und Rafael und Co. J
Nach einer sehr gluecklichen Woche ging es fuer mich dann wieder zurueck nach Salvador um meine lieben Eltern vom Flughafen abzuholen, wo sie dann mit einem Tag Verspaetung auch ankamen (Lufthansa streikte).
Verstaendlich habe ich mich sehr gefreut sie zu sehen und besonders die Geschichten aus Deutschland habe ich mir begeistert erzaehlen lassen.
Wir fuhren dann direkt zur Chapada Diamantia (eine Art Tafelgebirge mit tollen Hoehlen und Wasserfaellen). Besonders beeindrucken war eine Schnorchelexkursion, die wir in eine mit Wasser gefuellte stockdunkle Grotte machten. Als man aus der Grotte zurueck in einen glasklaren See schwamm konnte man die ganz verschiedenen Blau und Gruentoene der Unterwasserwelt sehen, welche durch die unterschiedlich starke Sonneneinstrahlung erzeugt wurden. Noch ein Naturschauspiel J
Denn 2. Tag in der Chapada war ich leider krank und Mutti und Papa gingen allein auf Tour. Dann ging es endlich nach einem langen Monat zurueck in meine zweitheimischen Gefielde.
Von unserem Anwesen waren Mutti und Papa nicht ganz so begeistert hatte ich den Eindruck, da sie gleich diverse Verbesserungsvorschlaege vortrugen. So guckten wir uns noch 4 Tage die Umgebung an und dann hiess es auch schon wieder Abschiednehmen! Schade das mein Nati nicht dabei war L
Jetzt bin ich schon wieder 2 Wochen hier. Das Haus ist ein bisschen zu leer ohne Philipp und Friedlich verschwindet auch regelmaessig wer-weiss-wozu... Doch mir gehts gut. Ich arbeite schon wieder mit Fabiana ein bisschen, gehe surfen oder mache andere schoene Dinge J
Dann gibt es noch eine sehr schlechte Nachricht. Schon letztes Jahr hat sich die finanzielle Situation der Schule verschlimmert. So gab es zum Beispiel im Kindergarten keine Fruechte mehr und andere Ausgaben wurden minimiert, doch jetzt ist die Lage wirklich ernst geworden: Die Schule musste 4 vollzeitbeschaeftigte Lehrer und ein Functionario entlassen, weil das Geld fuer die laufenden Kosten an allen Enden nicht reicht. Gruende dafuer sind die allgemeine schlechte wirtschaftliche Lage, sodass viele Paten der Schule und andere Unterstuetzer sich zurueckgezogen haben. Nun fehlen: Die Musiklehrerin, die Handarbeitslehrerin, die Kindergaertnerin der anderen Gruppe, die Lehrerin fuer Foerderunterricht und einen Hausmeister. Desweiteren wurde auch gar kein neuer Englisch und Gartenbaulehrer eingestellt. Im Vergleich zu letztem Jahr fehlen also ganze 7 Personen und viele wichtigen Angebote der Schule fuer die Kinder fallen weg. Es macht mich traurig, dass es letztendlich doch am Geld scheitert. Dass die Kinder kein Instrument mehr lernen koennen, dass es fuer lernschwache keine extra Foerderung gib und alle kostenlastigen Projekte oder Ausfluege nicht mehr realisierbar sind.
Bisher habe ich mich immer gescheut Menschen aus meinem Umfeld um Geld fuer meinen Freiwilligendienst und die Schule zu bitten, da ich denke das Entwicklung vor allem durch die Menschen hier, die Brasilianer, geschehen muss.
Dies denke ich auch weiterhin, doch hilft es dem Einzelfall, dem Kind das nie die Moeglichkeit hatte mit guten Lehrern Englisch zu lernen, nicht weiter. Jedes Angebot was im Bereich Bildung wegfaellt, schlaegt sich spaeter im Leben, Denken und Handeln der Menschen nieder. Ich selbst sehe oft wie abhaengig der Horizont eines Menschen von seiner Bildung ist. Die oeffentliche Schule in Serra Grande ist schlecht, die Lehrer unmotiviert, oft selbst nur unzureichend fuer ihre Arbeit gebildet. Nach dem Abschluss ihrer sind die meisten Jugendlichen nicht in der Lage den Aufnahmetest der Universitaeten zu schaffen. Darauf richtig vorbereitet wird man nur in einer Privatschule. So gehen zum Beispiel alle ehemaligen Dende-Schueler aus wohlhaberenden Familien auf eine gute Privatschule in Ilheus, unter anderem auch die beidne Toechter Silvias. Hier in meinem Umfeld ist Bildung wirklich in der Mehrheit eine Frage des Geldes.
Die Dende da Serra Schule konnte im Gegensatz zur oeffentlichen Schule in Serra bisher immer Unterricht auf dem Niveau eines Industrielandes machen. Ob das jetzt weiterhin moeglich sein wird weiss ich nicht.
Deswegen bitte ich alle, die diesen Blog-Eintrag jetzt lesen sich ernsthaft Gedanken zu machen. Gedanken zu machen ob ihr helfen wollt. Ja ich bitte euch Geld zu geben, denn ich weiss dass es in diesem Fall wirklich die Loesung ist um der Schule zu helfen. Geld um die Grundlage zu bezahlen: Die Gehaelter der Lehrer.
Das ist moeglich mit einer Patenschaft, aber auch jeder sonstiger Betrage, egal ob einmalig, monatlich, klein oder gross hilft.
Wenn ihr selbst kein Geld habt, tragt diesen Aufruf auch bitte an eure Eltern und sonstiges Umfeld weiter.
Bei Fragen, fragt mich oder lest hier nach. http://www.dendeserra.org.br/alemao/padrinhos_01.html
Der normale Patenschaftsbetrag ist 70 Euro im Monat, aber viel kleinere Summen sind willkommen.
So genug jetzt von Sorgen. Ihr hofft jetzt bestimmt auch noch auf einen wilden brasilianischen Karnavalbericht, aber der waere eher unspektakulaer. Ich hab zwar gut gefeiert, aber es gab nichts was mich sonderlich beeindruckt haette oder beim Karnaval der Kulturen in Berlin nicht auch dabei sein koennte. Gut, aber ich war ja auch nicht in Salvador oder Rio, wo der richtige 1. Liga-Karnaval ist.
Ueber die Haelfte des Jahres ist nun schon um und immer oefter denke ich an Studienbewerbungen und die Rueckkehr nach Deutschland. Meine Zukunft ist jetzt nicht mehr so sehr die verbleibende Zeit in Brasilien sondern schon wieder in Europa.
Ich vermiss euch!
Eure Laura~

Aja ich bin Paraglider geflogen :D!!!!!







Fabiana mit den Kindern im Fluss badend



Die billigste Pousada in Ilheus, ja da schlafen die armen Freiwilligen immer




da hab ich in Canoa gewohnt



Rafaels Mutter, ich und Harm



Rafael




Harm hatte ein geographisches Tier, was sich unter der Haut durchs Fleisch friesst...



tote Moraene



toter Delphin



Strand von Canoa





auf den Duenen








mit Mutti und Papa in der Chapada Diamantina
















zurueck in Sargi!






















6 Kommentare:

rose1989 hat gesagt…

hey du,
du lebst ja doch noch *freu* und die bilder sind viel versprechend...und macht lust auf meer *gg*
hab dich lieb und komm heil wieder :)
knutscha
miss u soooooooooooooo much :D

Lars Klenk hat gesagt…

hallo,
na das wurde ja mal Zeit :-)
Sehr schön sehr schön, bin schon sehr neidisch :-)
Ich darf dafür am Montag zu Arthroskopie antreten, vllt gibts ja nochmal ein paar Montate meine schöne Terminatorschiene ums Bein.
Die Bootsfahrt mit Kotzeinlage hört sich aber fast noch besser an xD
Beste Grüße
Milena

YuniPuni hat gesagt…

*looooooooooooooooool*

ach du kleines weltenbummler-hasi-püh~
>3<

dass wir ma zusammen surfen gehn is ja beschlossne sache, oda XD?

*nomnom*
katamarane sind BÖSE. dass hab ich auch schon auf Ibiza gelernt...
zum glück bissu heil wieder runter °3°

hmmm~ ich würd dich sogern mal besuchen kommen >__< hier isses kalt und nass und...nass und kalt.
und was gutes im fernsehen kommt auch nicht...warte. doch. NEUE HOUSE FOLGEN!!

~ <3
ich lad dich hiermit herzlich zum aufholen im rahmen einer HOUSE-paddy ein ;) *quiek*
~ <3

Das mit dem Geld für die Schule is wirklich zum schrein. .___. vorallem sieht das ja bei fast allen solcher projekte so aus...wo keine infrastuktur da ist, kann man leider auch keine einfach so aus dem boden haun...*sigh*
von irgendwas müssen die lehrer ja auch leben...
>___< ich wünschte die staaten würden sich mehr um solche bildungsfragn sorgen als darum, wie man sich gegenseitig am besten die rübe reinkloppt...

^^"

hach...freu misch schon auf deinen nexten eintrag!!!
ich geh jetzt bewerbungen für aldi (hollladrioooo~aldi schönen saaaachen XD) schreiben °=°""""

*knuddelquetsch*
adies~
hab dia janz doll lüpp aldaaa!!!!

<3

Schildi61 hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Schildi61 hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Schildi61 hat gesagt…

Hallo Laura,

bin zwar keine Freundin der russischen Tanzmusik, dein Eintrag hat mich aber trotzdem inspiriert, dir zu schreiben!!! Ich hätte hier ein passendes Motto für deinen Spendenaufruf "Der Geist wird reich durch das, was er bekommt, das Herz durch das, was es gibt". (Victor Hugo)- Morgen kommt Fabianas Schwester das Paket abholen. Da steht dieser Spruch drauf... (auf Portugiesisch natürlich, aber es ist fast wie Spanisch und daher für mich keinerlei Problem ;-)
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Komme gerade vom Tandemfahren;-) und bin sehr erfreut jetzt hier deinen langen Bericht vorzufinden. Könnte mich schon wieder auf den Weg dorthin machen. Würde gerne alles noch mal sehen und viel anderes und neues natürlich auch. Wie lange warst du denn mit dem "Drachen" in der Luft? Bist du etwa auch vor der Schnauze eines Rottweilers nach sieben Stunden pausenlosem Flug notgelandet? Hast du in der Zwischenzeit noch mehr interessante Menschen kennen gelernt? Mit der Schule das ist ja wirklich traurig. Wie geht es dem Schweizer-Schulprojekt? Bestimmt auch nicht besser. Ist denn der Präfekt noch in Amt und würden? Organisiert er schöne Feste und lässt die Leute weiter dumm sterben? Ganz wichtige Fragen: funktioniert der Kühlschrank noch. Hat der Herd schon wieder seinen ursprünglichen Zustand angenommen? Hat sich an deinen Dienstzeiten etwas geändert? Wie ist der Läusestatus?

So, gute Nacht und bis zum nächsten Mal

Schildi