Donnerstag, 28. August 2008

der bisher (natur)schoenste Ort der Welt, 2 Zigaretten und der Waldorfkindergarten

Oi gente!!!
Nur ein kleiner Lebenszeichen-Post! Mir gehts immer noch ganz gut :) Seit Montag duerfen wir (die Freiwilligen) nicht mehr alleine das Internet der Schule benutzen. Ging den Lehrer wohl schon seit einiger Zeit gegen den Strich das wir da alles blockierten und ein- und ausgingen wann wir wollten. Der letztendlich genannte Grund war dann, dass der MSN-Account der Schule nachts um drei an war und Vincent cleverei Weise Zigarettenstummel neben dem PC hat liegen lassen. Die Lehrer und vorallem Silvia sind bei Themen wie Alkohol ziemlich strikt und auch sehr konsequent. So rauchen unsere Raucher immer hinterm Haus. Lustig ist wenn Silvia mal ausgeflogen ist und wir das Haus fuer uns haben. Vorgestern Abend z.B. haben wir 1 Kilo Fleisch, Pitu (1 Liter à 50% ca. 1,50 Euro)und Limonen gekauft. Das Fleisch wurde dann einfach nur gegrillt, pur verschlungen und mit Caipi runtergespuelt.
Nun zum Strand. Letztes Wochenende hat mich Maciel mit nach Itacaré genommen. Abends waren wir dann in einer Touristen-Forró-Bar und haben bei einem Freund von ihm gepennt. Naechsten Morgen gings dann los :D Eine halbe Stunde laufen zu einem Strand und Wasserfall hatte er mir angekuendigt. Daraus wurden dann ca. 2 Stunden in gluehender Hitze ueber Berge und durch Regenwald bis zum Wasserfall. Auf diesem Weg hatten wir schon einen atemberaubnden Blick auf das Meer. Genau an dieser Stelle muendete dann auch ein Fluss. Der Wasserfall war kleiner als erwartet aber trotzdem sehenswert. Kurze Rast. Weiter Richtung Strand. Auf ein einem idyllischen Huegel von dem man die schoneste Ausssicht hatte kamen wir an einer einsamen luxurioes aussehenden Huette vorbei. Dort luemmelten dann im Schatten ein paar krebsrote, gut genaehrte europaische Touristen und liessen sich von Bediensteten Getraenke einschenken. Gut wir gingen weiter. Um die Flussmuendung herum lag ein Mangrovewald den wir durchqueren mussten. Wir wateten also durch den Matsch. Die Winkekrabben winkten ;) den Fluss ueberquerten wir mit Wasser bis zum Bauch, Taschen auf dem Kopf, gegen die Stroehmung ankaempfend. Als wir das letzte Hindernis ein Bornengestruepp ueberwunden hatten lag vor uns ein breiter menschenleerer Strand. Auch wenn ich sonst nicht so der Fan dieses Spruches bin, aber: Fuer diesen Ausblick hatte sich der weite Weg gelohnt. Wir blieben eine Weile und ich sog alle Eindruecke dieses wunderbaren Momentes/Ortes in mich auf. (Mark da gehen wir auf jeden Fall nochmal zusammen hin!) Mit Baden ist hier leider nicht so viel, weil Wellen und Stroemung zu stark sind. Nach einer Weile machten wir uns auf den Weg nach Serra Grande. Das hiess ca nochmal 2 Stunden am Strand entlang und dann ins Landesinnere. Waehrend des gesamten Nachmittag war uns am Strand kein einziger Mensch begegnet. Die Brasilianer gehen naemlich im Winter nicht ins Meer (ist doch viel zu schlechtes Wetter!) und eine Strasse die Touristen antransportiert existierte an diesem schoenen Fleckchen ueberraschender Weise noch nicht.
Eine weitere grosse Veraenderung ist, dass ich jetzt ein voellig neues Arbeitsfeld habe. Ich bin jetzt jeden Tag von 7 bis 12 Uhr im Kindergarten und unterstuetze eine Erzieherin. Besonders soll ich mich auf einen kleinen Jungen (Keitano) konzentrieren, der jetzt 3 ist und aber momentan erst auf dem Entwicklungsstand eines 1,5-jaehrigen ist. Ich habe mich fuer diese Aufgabe entschieden, weil ich mich so mehr auf eine kleine Gruppe von Kindern konzentrieren kann (was in der Schule eher schlecht moeglich ist) und hoffentlich in einiger Zeit viel intensiever auf die Kinder positiv einwirken kann. Auch nehme ich moeglichst unvoreingenommen die Aspekte der Waldorfpaedagogik auf und versuche mir ein Urteil zu bilden. Vieles ist sehr anders und leider kann ich mich an meine eigene Kindergartenzeit fast gar nicht mehr erinnern. Heute z.B. war Elternabend. Das lief dann so ab, dass alle Eltern und die Erzieher zur Begruessung im Kreis einen Kindertanz getanzt haben (alle fassen sich natuerlich immer schoen an den Haenden) und danach haben alle zusammen Brot gebacken und die Tagesthemen besprochen.
Irgendwann werde ich sicher auch nochmal im Blog darauf genauer eingehen.
Mittlerweile ist der vorletzte Bus weg und ich muss noch 1 Stunde auf den naechsten warten.
Einwas muss ich auch noch beichten... Meine Kamera ist kaputt, deswegen gibt es auch keine Fotos zu meinen Schwaermereien... Eine neue kaufen will ich hier eigentlich auch nicht, weil es die in Ilhéus nicht unter 200 Euro gibt... Ich werde von beiden Philipps oder Vincent vielleicht welche benutzen koennen.
Ganz liebe Gruesse an alle und lasst mich auch wissen wie es euch geht!!
Eure Laura

Samstag, 16. August 2008

Die Berufung Freiwilliger
















Hallo ihr Lieben :)
Hat das jetzt zu lange gedauert seit dem letzten Post? Manche haben sicher schon mitbekommen, dass ich zwischenseitlich auch oefter online war. Mit viel Geduld (aber ich habe ja ausreichend Freizeit) bin ich eigentlich jeden nachmittag so zwischen 12 und 16 (17 und 21) uhr manchmal online anzutreffen.
Die ersten 1 1/2 Wochen sind also vorbei. Mittlerweile bin ich glaub ich auch ganz gut "angekommen". Die schmerzliche Trennung von meinen Lieben ist realisiert und das viele Neue wird langsam zum Alltag.
Am Dienstag wurde auch ein bisschen ueber mein Aufgabenfeld in der Schule entschieden. Ich bin immer wieder zur Unterstuetzung der Lehrer (nach meinem Empfinden in besonders wilden Klassen) eingesetzt. So helfe ich z.B. im Gartenbau- oder Handarbeitsunterricht. Etwas paradox, da solche Sachen nicht grade zu meinen Staerken zaehlen und ich mit diesen Aspekten der Waldorfpaedagogik ja auch noch nie selber Kontakt hatte. Ich werde also lernen muessenwie man ein Naehmaschiene bedient oder wie man Samen ordnungsgemaess in die Erde bringt. Das erweiter natuelich meinen persoenlichen Horizont sehr ;) (ihr kennt mich Stadtkind ja), aber eine grosse Hilfe fuer die Schule bin ich so noch nicht.
Manchmal helfe ich auch in der Kueche mit. Dort uebernehme ich wichtige Aufgaben wie Moehren raspeln und gute Bohnen von Schlechten trennen (nur die boese Stiefmutter fehlt ;) )... aber was beschwere ich mich eigentlich? Habe ich wirklich erwartet hier mit geballter deutscher Abiturienten-Kompetenz meine brasilianischen Schuetzliche zu perfekten Englischsprechern oder Mathematikern auszubilden? Ich weiss es nicht.
Langsam geht mir auch etwas eine ganz andere Lebenseinstellung ins Blut ueber: Beobachte einfach wie sich die Dinge entwickeln und ganz wichtig; mach dir keinen Stress. Weder wegen der Sprache, der Zeiteinteilung oder anderen Dingen.
Viel aus der Schule und Serra Grande bin ich diese Woche eigentlich nicht rausgekommen, aber heute fahren wir wieder zum Strand und abends vielleicht nach Itacaré zu einem beruehmten Musik-Vestival.
Immer wieder gibt es natuerlich kleinere witzige Anekdoten oder sonstige Details. Zum Beispiel habe ich seit dem ich hier bin nur einmal ein Stueck Fleisch gegessen, da Silvias Haushalt komplett vegetarisch und SEHR Bohnenlastig ist (mhh gut das war jetzt nicht so witzig) Oder darf man zum Beispiel niemals das Klopapier im Klo runterspuelen, weil es sonst zu Verstopfungen kommt. Natuerlich hat man dieses "Reinwerfen" als eingefleischter Europaer im Blut und bevor man drueber nachgedacht hat- zack- hat mans auch schon wieder falsch gemacht.
Sehr geniessen tu ich auch die Nachmittage, da wir in Silvias Haushalt eine bunte und lustige Truppe sind. Da sind zum einen Maciel und Gustavo (22, 18). Die beiden sind sowas wie Adoptivkinder von Silvia. Sie arbeiten beide tagsueber 6 Tage in der Woche in der Schreinerei (nahe beim Haus) und besuchen von 19 bis 22 Uhr eine staatliche Abendschule in Serra Grange. Hier kommt dann natuerlich das typische europaeische ach-ist-das-unfair-denen-geht-es-so-schlecht-Gefuehl hoch. Denn beide verdienen so ca. 300 Reais im Monat (ca. 120 Euro). Und ich bekomme als Freiwillige, die oft nur von 7.30 bis 12 Uhr arbeitet, 100 Euro im Monat.
Beide spielen in einer Band, daher auch die viele Live-Musikwaehrend der Proben, die ich sehr mag ;)
Dann sind da noch 2 weitere Freiwillige: Philipp, welcher so lange wie ich bleibt und Vincent, der schon lange da war und in ca. 4 Wochen faehrt. Naechsten Mittwoch kommt dann noch ein anderer Freiwilligen-Philipp, sodass die Geschaeftssprache in Dendê da Serra wohl bald deutsch sein wird ;)
Das Portugiesisch ist immer noch ein Sprachdschungel fuer mich, wird aber langsam besser. Mittlerweile habe ich auch eingesehen, dass man die unbekannten Woerter und Verbkonjugationen doch nicht einfach so im Schlaf lernt und setze mich eigentlich jeden Tag hin und uebe.
Natuerlich gibt es noch viel mehr zu berichten. Wenn euch gewisse Themenbereiche interessieren, sagt einfach Bescheid, darueber schreibe ich dann naechstes Mal.
Ganz liebe Gruesse
Eure Laura

Aja das Wasser ist immer noch kalt und ich habe mich noch NICHT drann gewoehnt!

Sonntag, 10. August 2008

Tudo bem?
































Hallo liebe Leute ^^ heute vielleicht mal ein etwas ausfuehrlicher Bericht. Hab grad meine Ruhe vor dem Schul-PC.
Was soll ich erzaehlen von den vielen neuen Eindruecken? Momentan geht mir ziemlich viel im Kopf herum, deswegen belasse ich es wohl lieber beim Beschreiben :)
Am Donnerstag Mongen so gegen 7 Uhr Ortszeit kam ich also am Busbahnhof von Ilhéus an. Philipp ein anderer Freiwilliger hat mich gleich abgeholt, wir haben mein Gepaeck abgegeben und sind ins Stadtzentrum gefahren. Dort habe ich auch diese Fotos gemacht.
Ilhéus Salvador hatte mich Abend zuvor total ueberrascht. Die Strassen und vorallen der Busbahnhof hatten westlichen Standart. So konnte ich in der Wartehalle brasilianischen Fussball auf 2 Flatscreens gucken (was ich natuerlich nicht tat) und auch die Busse hatte superbequeme moderne Liegesitze auf denen ich die 6stuendige Fahrt verschlief.
Ilhéus dagegen ist wie das Brasilien was ich mir vorgestellt habe. Schaut euch einfach die Fotos an :)
Wohnen tu ih ja bei Silvia, einer deutschen Auswanderin, die die Schule hier aufgebaut hat. Momentan "wohne" ich im Zimmer ihrer Tocher, die in der Woche in Ilhéus ist. Eigentlich steht aber dort nur mein Koffer (Schraenke fuer meine Sachen gibt es nicht) und nachts rolle ich mich im Hochbett ein.
Euch interessieren vielleicht die besonders schockierenden Sachen hier ;) also: es gibt nur kaltes Wasser hier. Also nicht nur s ein bisschne tropisch lauwarm sondern richtig quell-kalt. Ich stehe also jeden Morgen ca. 10 Minuten vor der laufenden Dusche, halte die Arme darunter, betrachte mein zitterndes Spiegelbild und versuche mich zu ueberwinden den Schritt ins kalte Wasser zu wagen. Schockiert hat mich auch die Abgelegenheit von Silvias Haus (ca. 3 Minuten Fusweg zur Schule). Als ich einen anderen Freiwilligen fragte, was er denn das ganze Jahr ueber in seiner Freizeit gemacht habe (Schule ist ja nur von 8 bis 12) zuckte er nur mit den Schultern und meinte das frage er sich im Nachhinein auch.
Dieser Mangel an Moeglichkeiten und Perspektiven ist fuer mich Stadtmensch wahrscheinlich der groesste Kulturschock.
Fuer die Dorfbewohner und auch Silvia ist das groesste Highlight immer das Forró Tanzen am Freitag Abend im Dorf. Tjaaaa und da war ich letzten Freitag auch ;)... und jedes Klisché wurde bestaetigt. Die Brasilianer sind wahnsinnige Taenzer!! Und manche haben sich sogar erbarmt der "Gringa" oder "leio Laura" die ersten Schritte bezubringen... insgesamt ein sehr schoener Abend.
Was meine Aufgaben in der Schule sein werden weiss ich noch nicht. Auch hat sich darueber anscheinend noch keiner so richtig gedanken gemacht... Ein bisschen frustrierend aber ich muss sehen was die Zukunft bringt.
Heute fahren wir hoffentlich zum Strand!
Liebe Gruesse aus der Ferne
Eure Laura

Freitag, 8. August 2008

Wo bin ich?

Mittem im Niergendwo, ca. 3 Kilometer von einem kleinen Brasilianischen Dorf. Umgeben von Palmen, Bananenbaeumen und 24 Stunden Musik am Tag.
Die Reise ist gut verlaufen und bis jetzt wurde mir noch nichts geklaut ;) Die Sprache ist mittelmaessig problematisch. Ich komme mir noch oft hilflos vor, doch die Brasilianer und auch meine Betreuerin Silvia sind sehr nett und reden froehlich auf mich ein.
Im Moment kann ich mir noch gar nicht richtig vorstellen hier ein ganzes Jahr zu verbringen. Alles ist sehr klein und abgeschieden. Ich vermisse euch, aber mir gehts gut.
Leider kann ich wahrscheinlich nicht oft E-Mails oder aehnliuches schreiben, da das Internet nur selten funktioniert und sehr sehr langsam ist.
Bis bald
Laura

Montag, 4. August 2008

48 Stunden


Endspurt:
Mittwoch 6:25 in Tegel gehts los!! Das heißt also früh ausstehen, da wir schon ca. um 4 hier losfahren, damit wir eine bis anderthalb Stunden voher da sind. Wenn also jemand zu dieser frühen Stunde da noch aufkreuzen möchte ;)....
Ansonsten hab ich mir bei der gestrigen Klettertour, anlässlich Dirks Geburtstages noch ein wunderschönes Andenken an Deutschland zugelgt: Ein riesiger momentan rot-lila-blaunen Fleck!!! Hoffentlich hält der noch schön lange...
Danke auch noch mal an Isa, meine Retterin :) ohne dich wäre ich doch tatasächlich am letzten "Anstieg" gescheitert...
Der nächste Bericht kommt dann wahrscheinlich schon aus Brasilien!
Liebe Grüße
Laura